200 Grundschullehrkräfte aus Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis protestierten am 30.10.2025 vor dem hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chance (HMKB) in Wiesbaden gegen systemische Missstände in den Grundschulen. Die GEW Wiesbaden-Rheingau hatte unter dem Motto „Volle Rucksäcke – Le(h)re Kräfte“ zu der Kundgebung aufgerufen.
Im Sommer 2025 hatte Grundschullehrerin Katja Giesler eine kollektive Überlastungsanzeige von 41 Grundschulen aus Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis initiiert, die bundesweit Beachtung fand.
Bemängelt wurden u. a. zu wenig ausgebildetes Personal, ungeeignete Schulräume, zu wenig Zeit und Ressourcen für die Bedarfe der Kinder, fehlende Konzepte für den 2026 greifenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, zu große Klassen sowie fehlende Ressourcen für echte inklusive Bildung. Katja Giesler bestätigt: „Trotz des großen, tagtäglichen Engagements der Grundschullehrkräfte sind die Zustände so nicht mehr tragbar und werden den Grundschüler*innen nicht gerecht.“
Die Probleme seien nicht auf einzelne Schulen reduzierbar, sondern systemisch bedingt. Nur die Landesregierung und Kultusminister Armin Schwarz (CDU) können reale Lösungen liefern, meint Katja Giesler.
Trotz verbal gezeigter Wertschätzung und Verständnis seitens des HMKB und des Staatlichen Schulamts ist bislang keine konkrete Hilfe erfolgt, die den Grundschulen tatsächlich zugutekommt. René Prokop, Vorsitzender der GEW Wiesbaden-Rheingau, betont: „Dass dieser Hilferuf bisher ignoriert wurde, zeigt, dass die Landesregierung die Dringlichkeit des Problems entweder nicht verstehen kann oder nicht verstehen will. Es wird Zeit, dass das Ministerium endlich auf die Stimmen aus den Schulen hört, statt über diese hinweg zu regieren.“
Redner*innen aus den Schulen, Personalräten und Oppositionsparteien machten sich für die Anliegen der Grundschulen stark. Neben den Grundschullehrerinnen Katja Giesler und Verena Kurtenbach betonte die Vorsitzende des Gesamtpersonalrats WI-RTK Dr. Manon Tuckfeld die Notwendigkeit einer tatsächlich gut ausgestatteten Inklusion als Erfüllung eines Menschrechts. Auch die Landespolitiker Axel Gerntke (Die LINKE), Sascha Meier (Bündnis 90/Die Grünen) und Moritz Promny (FDP) bekundeten ihre Unterstützung für gute Grundschulbildung. Der Stadtverordnete Ingo von Seemen stellte in Aussicht, dass die Wiesbadener Koalition als Reaktion plane, den Schuletat um 22% zu erhöhen. Die Vorsitzende des Stadtelternbeirats Angela Weck forderte Minister Schwarz eindringlich auf, endlich seine Hausaufgaben zu machen. Er trage die Verantwortung dafür, die Grundschulen mit ausreichenden Mitteln und Konzepten auszustatten, um den Bedarfen der Schüler*innen tatsächlich gerecht werden zu können.
Zum Abschluss der Kundgebung ließen die 200 Grundschullehrkräfte und Unterstützer*innen eine symbolische Luftballonaktion steigen, um die Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen sichtbar zu machen. Sollte sich seitens des Kultusministeriums weiterhin nichts ändern, werden sie wiederkommen, um ihrer Frustration Luft zu machen.
Die GEW Wiesbaden-Rheingau kündigt an, den Druck aufrechtzuerhalten und bei Bedarf weitere Schritte zu prüfen, um Verbesserungen in den Grundschulen zu erzwingen.